„Wissenschaftler:innen wollen alle dasselbe: to move forward“
Am Forschungsinstitut für Gravitationswellen und Grundlagenphysik, das zur Universität Maastricht gehört, entwickeln Forschende und Studierende neue Technologien für das künftige Einstein-Teleskop. Janis Wöhler ist einer von ihnen. Zusätzlich zu seiner Forschungstätigkeit betreibt er einen beliebten Physik-Podcast: „Physik-Geplänkel“.
Erzählen Sie uns etwas über sich?
„Ich komme aus Hannover. Dort studierte ich Physik und promovierte am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik, das auch als Albert Einstein-Institut bekannt ist. In meiner Diplomarbeit ging es um die Verringerung des thermischen Rauschens im Interferometer. Seit Februar 2023 bin ich als Postdoc an der Universität Maastricht tätig. Meine Forschung konzentriert sich auf die Beschichtungen der Spiegel, die bald im Einstein-Teleskop zum Einsatz kommen werden. Dazu muss die Empfindlichkeit des Gravitationswellendetektors verbessert werden. Außerdem arbeite ich an der Weiterentwicklung des ETpathfinder, dem Teststand für das Einstein-Teleskop.“
Warum haben Sie sich für Maastricht entschieden?
„Auf dem Gebiet der Gravitationswellendetektion gibt es nur wenige Orte auf der Welt, an denen Forschung betrieben werden kann. Eine Kombination von Gründen hat mich dazu bewogen, nach Maastricht zu gehen. Die Forschungsgruppe hier ist Teil einer großen wissenschaftlichen Zusammenarbeit. Hier habe ich die Möglichkeit, mit Wissenschaftler:innen von LIGO/VIRGO und CERN zusammenzuarbeiten. Außerdem ist Maastricht meiner Meinung nach eine perfekte Stadt zum Leben ist – weder zu groß noch zu klein. Und die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, sind nett. Es ist eher wie eine Freundschaft als eine Arbeitsbeziehung.“
Und Sie haben Ihren eigenen Podcast?
„Stimmt. 2017 habe ich mit meinem damaligen Kollegen am Max-Planck-Institut, Dennis Schmelzer, ‚Physik-Geplänkel‘ gestartet. In diesem Podcast unterhalten wir uns über eine Vielzahl von Themen aus den Bereichen Physik und Mathematik, Da es bereits viele Podcasts zu diesem Thema in englischer Sprache gibt, machen wir ihn auf Deutsch. Mit dem Podcast wollen wir komplexe Themen verständlich erklären, ohne sie zu sehr zu vereinfachen. Pro Monat haben wir etwa 30.000 Hörerinnen und Hörer, die meisten von ihnen haben keine Physikkenntnisse. Außerdem können die Hörerinnen und Hörer Fragen einsenden, die wir in den Folgen beantworten. So hilft der Podcasts auch mir, mein eigenes Wissen zu erweitern.“
Freuen Sie sich auf das Einstein-Teleskops?
„Auf jeden Fall. Mit dem Einstein-Teleskop können wir den größten Teil der Dunklen Materie in unserem Universum sichtbar machen. Dies liefert eine Fülle von Informationen über Ereignisse, die Entwicklung und Anomalien im Universum. Wir erhalten viel mehr und präzisere Daten als durch die bisherigen Detektoren. Das ist großartig. Außerdem sind die lokalen Auswirkungen eines solchen wissenschaftlichen Großprojekts enorm, zum Beispiel in Sachen Infrastruktur und Technologie, die entwickelt werden. In Bezug auf den Standort, so bevorzuge ich diese Region wegen ihrer guten Erreichbarkeit und günstigen Lage zu allen Wissenseinrichtungen. Ich würde mich freuen, hier zu arbeiten. Als Deutscher hoffe ich natürlich, dass auch die deutsche Regierung diese Kandidatur unterstützen wird.“
Was erhoffen Sie sich noch vom Einstein-Teleskop?
„Vielleicht klingt es ein wenig ideologisch, aber ich hoffe, dass die Menschen mit wachsendem Wissen über das Universum erkennen, dass ihre Probleme auf der Erde nur geringfügig sind. Zumindest geht es mir so. Wenn man in einem internationalen Umfeld arbeitet, erkennt man, dass all die Konflikte und Kriege unnötig sind. Als Wissenschaftler:in hat man ein gemeinsames Ziel, für das man seine eigenen Interessen zurückstellt. Egal, woher man kommen, wir wollen alle dasselbe: to move forward.”
Neugierig auf Janis Podcast? Hören Sie ihn hier an.