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,,Das Einstein Teleskop bringt uns in dieser Region näher zusammen“

Das wallonische Bleyberg hat 11.000 Einwohnerinnen und Einwohner und besteht aus den Ortsteilen Montzen, Moresnet, Gemmenich, Sippenaeken, Hombourg und Bleyberg. Die Gemeinde liegt in dem Gebiet, in dem nach möglichen Standorten für das Einstein Teleskop gesucht wird. Bürgermeisterin Marie Stassen ist aus mehreren Gründen besonders an dem unterirdischen Observatorium interessiert.

Burgemeester Marie Stassen van de Waalse gemeente Plombières. Beeld: Jonathan Vos Photography
Marie Stassen, Bürgermeisterin der wallonischen Gemeinde Bleyberg. Bilder: Jonathan Vos Photography
Ist das Einstein Teleskop in Bleyberg schon ein wenig bekannt?

„Unsere Gemeinde liegt in dem Suchgebiet für das Einstein Teleskop. Das heißt, dass sie als möglicher Standort in Frage kommt. Zwar unterhalten sich unsere Einwohnerinnen und Einwohner darüber, aber im Moment gibt es nur wenige Fragen. Die werden auftauchen, sobald konkrete Anfragen des Einstein Teleskops an die Gemeinde gestellt werden. Als letztes Jahr in unserer Gemeinde mit den fahrenden Lastwagen Bodentests durchgeführt wurden, erreichte mich eigentlich nur eine Frage: ‚Das bedeutet doch hoffentlich nicht, dass hier bald Bergbau betrieben wird, oder?‘ Daraufhin erklärte ich, dass diese Arbeiten nichts mit dem Bergbau zu tun haben, sondern mit dem Projekt Einstein Teleskop. Daraufhin waren alle beruhigt.“

Bergbau?

„Wir sind eine ehemalige Bergbaugemeinde. Der ehemalige Bergbaukomplex ist heute ein Naturschutzgebiet mit einer ungewöhnlichen Flora und Fauna auf den alten Zinkhalden. Es ist eine wunderschöne Gegend und das soll natürlich auch so bleiben. Auf europäischer Ebene wird jedoch an Rechtsvorschriften gearbeitet, um die Abhängigkeit von Rohstoffen aus China zu verringern. Das könnte zur Folge haben, dass der Bergbau prinzipiell wieder in Betracht gezogen wird. Es gibt bereits Interesse von Bergbauunternehmen an dieser Region. Alle Menschen in unserer Gemeinde sind dagegen. Wir wissen, dass der Bergbau und das Einstein Teleskop unvereinbar sind. Vielleicht ist das der Grund, warum wir das Teleskop so dringend brauchen …“

Sind Sie als Bürgermeisterin nur am Einstein Teleskop interessiert, um den Bergbau zu verhindern?

„Keineswegs. Ich möchte das Einstein Teleskop nicht nur im Zusammenhang mit dem Bergbau beurteilen. Ich hoffe, dass die wissenschaftlichen Entdeckungen mit dem Teleskop uns als Menschheit einen weiteren Schritt nach vorne bringen. Und wir wären sehr stolz darauf, wenn Bleyberg und seine Einwohnerinnen und Einwohner direkt und indirekt dazu beitragen können.“

Wie könnte Ihre Gemeinde noch davon profitieren?

„Wir leben in einer wunderschönen ländlichen Region, in der auch viele junge Leute wohnen bleiben. Mit Aachen, Lüttich und Maastricht befinden sich drei große Städte in nächster Nähe. Wenn das Einstein Teleskop hier noch zusätzliche Arbeit und Arbeitsplätze schaffen würde, wäre das wunderbar. Aber unsere Landschaft und die Natur sollten nicht darunter leiden. Bleyberg steht für eine gute und gesunde ökologische Entwicklung.“

Marie Stassen. Beeld: Jonathan Vos
Wie passt das Einstein Teleskop in dieses Bild?

„Natürlich können wir das erst dann wirklich beurteilen, wenn die konkreten Vorschläge und Pläne vorliegen. Wir gehen davon aus, dass man nach der Bauphase wenig bis gar nichts von dem Einstein Teleskop sehen oder hören wird. Es fügt sich also in den Schutz unserer Bocage-Landschaft ein, an dem wir mit sieben Gemeinden aus dem flämischen Voerstreek, unserem wallonischen Herver Land und dem Heuvelland in Niederländisch-Limburg intensiv arbeiten. Das bedeutet auch, dass das Einstein Teleskop nicht zu einer Touristenattraktion werden kann. Denn wir wünschen uns hier vor allem einen ökologischen Tourismus, bei dem Ruhe und Raum respektiert werden. Ich frage mich zwar, was eine mehrjährige Bauphase für unsere Gemeinde bedeutet, aber ich sehe das grundsätzlich positiv.“

Könnte das Einstein Teleskop weitere Folgen haben?

„Ein Effekt, an den man vielleicht nicht sofort denkt, ist die Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden, auch jenseits der Grenze. Die Zusammenarbeit im Rahmen des Projekts der Bocage-Landschaft hat uns in vielen Bereichen näher zusammengebracht. Wir haben so viel gemeinsam, doch wir kannten uns eigentlich kaum. Ich erwarte, dass das Einstein Teleskop eine ähnliche Wirkung haben wird. Das wird nicht ganz ohne Diskussionen ablaufen, aber es wird uns näher zusammenbringen.“

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