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,,Ein Hebel für die Zukunft”

Michel Moutschen, Vize-Rektor für Forschung an der Universität Lüttich (ULiège), spricht über die potenziellen Auswirkungen des Einstein-Teleskops (ET), die Beteiligung der ULiège an diesem revolutionären Projekt sowie über seine persönliche Vision und seine Verbindungen zu diesem bedeutenden Forschungsinstrument.

Was fasziniert Sie so sehr am Einstein-Teleskop?

„Das Einstein-Teleskop (ET) ist aufgrund seiner Größe und des Phänomens, das es untersucht, ein außergewöhnliches Instrument; für den Normalbürger nur schwer zu verstehen. Die Fähigkeit der Wissenschaft, Konzepte zu verwirklichen, die ansonsten nur durch mathematische Formeln greifbar wären, ist faszinierend. In dieser Zeit des öffentlichen Zweifels wird das ET als kraftvolle Erinnerung an die grundlegende Aufgabe der Wissenschaft dienen: der Gesellschaft zu dienen, indem sie ein abstraktes Konzept (Gravitationswellen) in eine konkrete Realität (das Teleskop selbst) verwandelt.

Es ist auch ein großartiges Werkzeug, das die Bedeutung internationaler und interdisziplinärer Zusammenarbeit in Wissenschaft und Technologie unterstreicht, mit potenziellen wirtschaftlichen Vorteilen für Jahrzehnte. Das ET symbolisiert die Materialisierung wissenschaftlicher Konzepte und verstärkt die Wahrnehmung der Wissenschaft als ein Bereich ständiger Weiterentwicklung und Innovation.“

Was ist die Beteiligung der ULiège am ET?

„Die ULiège spielt eine entscheidende Rolle in diesem Projekt. Unsere Forschenden, wie Christophe Collette, Frédéric Nguyen und ihre Teams, um nur einige zu nennen, sind bereits in die Vorbereitungsphasen eingebunden. Mit der Möglichkeit zahlreicher Promotionsvorhaben und einer Stärkung der experimentellen Physik verspricht die Zukunft spannend zu werden.“

Eine einzigartige Auswirkung?

„Angesichts der beispiellosen Größe sowie der wissenschaftlichen und technologischen Komplexität des Projekts ist das ET vielleicht die einzige wissenschaftliche Initiative, die die Zusammenarbeit aller Universitäten in der Föderation Wallonie-Brüssel und in Flandern umfasst. Das ist an sich schon bemerkenswert, weil es viele akademische Akteure in Richtung eines gemeinsamen und verbindenden Ziels bewegt. Diese neuen oder verstärkten Kooperationen könnten zu bedeutenden wissenschaftlichen Entdeckungen innerhalb oder außerhalb des ET führen.

Dieses Projekt hat zwei Dimensionen: einerseits wirtschaftliche und objektive Vorteile, insbesondere durch Initiativen wie ET2SME (Anm. d. Red.: Einstein Telescope To Small and Medium-sized Enterprises, ein Interreg-Projekt, das die Beteiligung von Unternehmen am Einstein-Teleskop erleichtert und die positiven wirtschaftlichen Auswirkungen des ET für Unternehmen maximiert), und andererseits eine symbolische und subjektive Dimension.

Für unsere Region ist es entscheidend, nicht in einer vergangenen Zeit verhaftet zu bleiben, sondern diese Chance zu ergreifen, um einen Hebel für eine wohlhabende Zukunft zu schaffen.“

Artististieke impressie van de Einstein Telescope. Credit: Nikhef / Marco Kraan
Wie werden wir das erreichen?

„Meine Ausbildung als Arzt hat mir gezeigt, wie man komplexe Konzepte greifbar machen kann, beispielsweise durch das Finden der richtigen Behandlungen und das angemessene Erklären von Krankheiten oder Pathologien mit manchmal großer Komplexität. Diese große Kluft zwischen den konzeptionellen und praktischen Aspekten des ET spiegelt diese Erfahrung perfekt wider. Deshalb betone ich die Bedeutung, diese Konzepte für die breite Öffentlichkeit zu popularisieren und zu vereinfachen. Für mich beinhalteten meine ersten Schritte im Abenteuer ET praktische Aspekte, wie etwa Verhandlungen mit Anwält*innen und Diskussionen vor Ort über potenzielle Standortgebiete, was eine bedeutende Vorarbeit erforderte, um die wissenschaftliche Komplexität in konkrete Handlungsmöglichkeiten zu übersetzen.“

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