„Schwarze Löcher sind wirklich cool“
Zu Hause ein eigenes Interferometer bauen. Im Unterricht herausfinden, an welchen Orten in Belgien das Einstein Teleskop aus geografischer Sicht gebaut werden könnte. Die Geschichte der Relativitätstheorie von Albert Einstein im Geschichtsunterricht erforschen. Oder das Einstein Teleskop als Inspiration für künstlerische Fantasie nutzen oder auch für strikt mathematische, physische oder ingenieursanwendungen. Dies sind einige praktische Anwendungen im Schulunterricht, die von Stan Beullekens, Michiel Gilbert, Remko Vandecauter und Liesl Van Gool entwickelt wurden. Die vier Lehramtsstudierenden des UCLL (University College Leuven Limburg) haben sich in letzter Zeit intensiv mit dem Pilotprojekt für die Sekundarstufe I für Schüler:innen im Alter von 12 bis 16 Jahren beschäftigt.
STEAM
Ihre Mission als Pilotprojekt für die Bildung: Wie kann das Einstein Teleskop im Rahmen des STEAM-Programms eine Rolle spielen? STEAM steht für Science, Technology, Engineering, Arts und Mathematics. Gerade junge Menschen, die in diesen Fächern ausgebildet sind und über die Grenzen ihres Berufs hinaus denken können, werden jetzt und in Zukunft dringend gebraucht.
Liesl Van Gool, frisch gebackene Erdkunde- und Geschichtslehrerin, berichtet, dass es keine leichte Aufgabe war. Den Unterrichtsideen über das Einstein Teleskop ging eine Phase voraus, in der die Schüler:innen zunächst selbst alles über das Teleskop erfahren wollten. Besuche von Wissenschaftszentren wie dem Cosmodrome in Genk, dem Discovery Museum in Kerkrade oder dem ETpathfinder in Maastricht waren Teil dieser Reise.
Ostende
An ihrer Praktikumsschule in Tessenderlo testete Liesl, womit sie die Schüler:innen für das Einstein Teleskop begeistern konnte: „Manchmal war es für die Schüler:innen recht schwierig. Aber mit Erklärvideos und praktischen Aufgaben konnten wir einen großen Fortschritt erzielen. In der Geografiestunde untersuchten die Schüler:innen beispielsweise, welche anderen Standorte in Belgien für den Bau des Einstein Teleskops geeignet wären. Natürlich kennen sie nicht alle Kriterien, die ein solcher Standort erfüllen muss. Trotzdem konnten sie gut erläutern, warum sie sich für einen Standort in der Nähe von Ostende oder in der relativ ruhigen Region nahe der luxemburgischen Grenze entschieden haben.“
Im Physikunterricht eines Kollegen haben die Schüler:innen ein Interferometer gebaut. „Sie konnten selbstständig mit Holz, Spiegeln und Lasern experimentieren. Dabei kamen sie zu der Erkenntnis, dass sie mit Ton besser arbeiten konnten als mit Holz. So ein Interferometer sollte sich nicht bewegen. Während Holz schnell verrutscht, ist Ton stabiler als Holz. Auf diese Weise lernen sie aus einer ungünstigen Entscheidung. Genau das soll Unterricht bewirken“, schwärmt Liesl von dem Experiment.
„Mit Holz, Spiegeln und Lasern experimentieren. Aus einer ungünstigen Entscheidung lernen. Genau das soll Unterricht bewirken.“
Liesl Van Gool
Umfrage
Messen ist Wissen. Daher führten Stan Beullekens und Michiel Gildert eine weitere Umfrage unter Schüler:innen durch. Dabei zeigte sich, dass das Einstein Teleskop immer noch ein recht schwieriges, abstraktes und unbekanntes Unterfangen ist. „Das Interesse wächst, sobald sie von dem Projekt des Teleskops erfahren. Aktuell sind die Weltraumforschung von NASA oder ISS als Themen jedoch beliebter. Und auch außerirdisches Leben weckt das Interesse. Aber es gab auch Reaktionen wie ‚Schwarze Löcher sind wirklich cool‘. Das ist erfreulich.“
Liesl fragte bei flämischen Lehrkräften nach, ob sie dem Einstein Teleskop im Unterricht Aufmerksamkeit schenken würden. Die Reaktionen waren gemischt. „Dort gibt es noch einiges zu tun. Aber positiv ist, dass wir bereits E-Mails von Lehrkräften erhalten, die mehr darüber wissen wollen, um es schließlich in ihren Unterricht einzubauen.“
Möglichkeiten
Trotz dieser ermutigenden Zeichen stellen Liesl und ihre Kolleg:innen fest, dass noch keine selbstverständliche Verbindung zwischen STEAM-Bildung und dem Einstein Teleskop gezogen wird. Zum einen, weil die Euregio Maas-Rhein nicht zentral in Belgien liegt und noch nicht klar ist, ob das Teleskop tatsächlich hier gebaut wird. Zum anderen, weil es immer noch kaum Lehrmaterial gibt. Hier sehen die Studierenden, so heißt es in ihrer Abschlussarbeit, eine weitere Aufgabe für die Regierung: Sie muss dafür sorgen, dass Geld für die Entwicklung von Unterrichtsmaterialien zur Verfügung steht und den Schulen und Lehrkräften angeboten wird. Und dann sollten sie natürlich das Einstein Teleskop in den Lehrplan aufnehmen.
Liesl wird ab dem nächsten Schuljahr Geschichte und Geografie in Brüssel unterrichten. Eine gute Gelegenheit also, die eigene Abschlussarbeit in die Praxis umzusetzen. „Unbedingt, zuerst muss ich mich allerdings noch mit den Abläufen in der Schule vertraut machen.“