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Wertvolle Wirkung über die Grenzen hinaus

Wie werden die Wirtschaft und die Gesellschaft in Belgien, Deutschland und den Niederlanden von der Errichtung des Einstein Teleskops profitieren? Ein neuer Expert:innenausschuss für Valorisierung und Auswirkungen soll Unternehmen und Wissenseinrichtungen in den drei Ländern für eine langfristige Zusammenarbeit begeistern.

Ohne die Wirtschaft gäbe es kein Einstein Teleskop in der Euregio Maas-Rhein, dem Grenzgebiet zwischen Belgien, Deutschland und den Niederlanden. Unternehmen aus diesen drei Ländern können die unterirdischen Kavernen bauen, Dienstleistungen wie Datenverarbeitung und Energiemanagement erbringen und die hochempfindlichen Messgeräte des Observatoriums entwickeln. Das bedeutet Chancen und Herausforderungen zugleich für die Wirtschaft und die Gesellschaft insgesamt, sagt Maxime Corvilain, Valorisierungsmanager bei der regionalen Entwicklungsgesellschaft POM Limburg.

De expert-commissie voor valorisatie en impact van de Einstein Telescope in de Euregio Maas-Rijn. Van links naar rechts: Jürgen van Gorp, FWO (BE), Carine Van Hove, Euregio Maas-Rijn; Annick Pierrard, Université de Liège (BE); Michel Stassart, GRE Liège (BE); Vincent Schenkeveld, Ministerie van EZK (NL); Matthias Grosch, NMWP, Noordrijn-Westfalen (DE); Loes Borger, Provincie Limburg (NL); Maxime Corvilain, POM Limburg (BE); Jorg van der Meij, LIOF (NL). Niet op deze foto: Michel Margraff, Euregio Maas-Rijn.
Der Expert:innenausschuss zur Valorisierung und Auswirkungen des Einstein Teleskops in der Euregio Maas-Rhein. Von links nach rechts: Jürgen van Gorp – FWO (BE); Carine Van Hove – Euregio Maas-Rhein; Annick Pierrard – Universität von Lüttich (BE); Michel Stassart – GRE Lüttich (BE); Vincent Schenkeveld – Ministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten (NL); Matthias Grosch – NMWP, Nordrhein-Westfalen (DE); Loes Borger – Provinz Limburg (NL); Maxime Corvilain – POM Limburg (BE); Jorg van der Meij – LIOF (NL); Nicht auf diesem Bild: Michel Margraff – Euregio Maas-Rhein.

Vorbereitungen für das Einstein Teleskop

Das neue Expert:innengremium für Valorisierung und Auswirkungen soll Initiativen entwickeln, die Unternehmen und Wissenseinrichtungen in den drei Ländern auf das Einstein Teleskop vorbereiten. In der Region gibt es bereits erfolgreiche Förderprogramme für Unternehmen und Hochschulen zur gemeinsamen Entwicklung innovativer Technologien. „So bereiten wir die Unternehmen auf die Einführung des Einstein Teleskops vor“, sagt Corvilain. Es gibt einen besseren Überblick über mögliche weitere Anwendungen und hilft den Unternehmen, Erfahrungen zu sammeln, sodass sie bei künftigen Ausschreibungen in der Bau- und Betriebsphase wettbewerbsfähiger sind.

Für den flämischen Valorisierungsmanager ist es an der Zeit, diese regionalen Initiativen über die Grenze zu tragen. Ein dichtes grenzüberschreitendes Netzwerk mit exzellentem Fachwissen sei nicht nur für das Einstein Teleskop von Nutzen, sondern könne auch dazu beitragen, die gesamte Region wirtschaftlich zu stärken, so der Valorisierungsausschuss.

Corvilain: „Wir befinden uns inmitten einer der führenden Hightech-Regionen Europas mit einem engmaschigen Ökosystem aus großen und kleinen Unternehmen, Spitzenuniversitäten und einer hervorragenden praktischen Ausbildung. Das ist ein einzigartiger Vorteil, den wir nutzen müssen, um den sozioökonomischen Nutzen des Projekts zu maximieren.“

Grenzüberschreitend

Annick Pierrard von der Universität Lüttich nimmt an dem Expert:innengremium teil. Ihrer Meinung nach sind noch viele Innovationen erforderlich, bis die Technologie den hohen Anforderungen des Einstein Teleskops gerecht wird. Das künftige Gravitationswellenobservatorium soll nämlich zehnmal empfindlicher sein als die bestehenden Einrichtungen. Dieser Technologiekampf erfordert eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit, meint die wallonische Valorisierungsmanagerin.

„In Wallonien, Flandern, den Niederlanden und Nordrhein-Westfalen gibt es bereits Förderprogramme“, erklärt Pierrard, „oft auf der Grundlage regionaler Gelder, was es schwieriger macht, eine:n Expert:in von außerhalb der Region zu gewinnen. Manchmal weiß man aber auch, dass dieser eine Partner aus Flandern oder den Niederlanden oder aus Nordrhein-Westfalen entscheidendes Know-how beisteuern würde. Wir werden daher nach Möglichkeiten suchen, eine solche euregionale Zusammenarbeit zu fördern.“

Nutzen für die Gesellschaft

Nach Ansicht des Expert:innenausschusses bietet das Einstein Teleskop mehr Möglichkeiten als eine Reihe von Spezialaufträgen für Unternehmen. Andere Großforschungszentren wie das CERN in Genf sind seit Jahrzehnten Motoren und Anziehungspunkte für Innovationen in ihrer unmittelbaren Umgebung und haben einen weitaus größeren wirtschaftlichen Einfluss als die eigenen Aufgaben der Forschenden.

Auch das Einstein Teleskop soll ein solcher Katalysator für seine Heimatregion werden. Die Innovationen, die Unternehmen zum Beispiel für das Einstein Teleskop entwickeln, können auch in anderen Bereichen Anwendung finden. So kommen präzise Messtechniken für die Arzneimittelentwicklung oder Kontrollsysteme für die Chipherstellung auf den Markt. Aber es gibt noch mehr zu gewinnen, meinen die beiden belgischen Valorisierungsexpert:innen: einen nachhaltigen Impuls für die Gesellschaft.

„Die Ingenieurbüros rund um das Einstein Teleskop werden hochqualifizierte Mitarbeitende benötigen. Stellen Sie sich vor, Sie studieren gerade Ingenieurswissenschaften hier in der Region: Dann werden sich Ihnen später viele Möglichkeiten bieten. Dank dieses ersten Ansatzes durch das Einstein Teleskop gehen viele junge Menschen in den Bereich Technik, um selbst neue Innovationen auf den Markt zu bringen.“

Dauerhafte Bindungen

„Um die technologischen Herausforderungen des Einstein Teleskops zu lösen, ist eine Zusammenarbeit zwischen den besten Parteien erforderlich“, argumentiert Jorg van der Meij von der niederländisch-limburgischen Entwicklungsgesellschaft LIOF, einem der niederländischen Mitglieder des Valorisierungsausschusses. „Dafür brauchen wir dringend den Input von Bildungs- und Wissenseinrichtungen sowie kleinen und großen Unternehmen.“

Wird das Einstein Teleskop wirklich neue Zusammenarbeit fördern? Laut Maxime Corvilain ist dies bereits jetzt der Fall. Ein früheres Innovationsprogramm für das Einstein Teleskop, ET2SMEs, brachte bewusst Unternehmen aus den drei Ländern zusammen, um kleine Prototypen und Geräte zu entwickeln, zum Beispiel für die Lecksuche oder die Messung von Staubpartikeln. Alleine hatten diese Unternehmen noch nicht zueinander gefunden. Nach ihrem Auftrag für das Einstein Teleskop arbeiteten sie jedoch weiterhin zusammen, um andere, neue Produkte zu entwickeln, wie Corvilain bei einer Untersuchung feststellte.

„Zugegeben, für eine internationale Zusammenarbeit muss man einige Hürden überwinden: Die Sprache und die Kultur sind etwas anders, man hat andere Fachgebiete und andere Methoden der Zusammenarbeit. All das ist sehr lehrreich, und das wollen wir mit unserer Maas-Rhein-Region ausstrahlen. Es geht nicht nur darum, das bestmögliche Einstein Teleskop zu bauen. Schließlich profitieren wir alle von mehr Zusammenarbeit.“

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