„Europäische Länder von unserer Kandidatur überzeugen“
Um das Jahr 2026 werden die europäischen Länder, die hinter dem Einstein Teleskop stehen, den Standort wählen, an dem dieses bahnbrechende Messinstrument gebaut werden soll. Belgien, Deutschland und die Niederlande veranstalten seit einiger Zeit Treffen, um Vertreterinnen und Vertreter anderer europäischer Partnerländer über die Kandidatur der Grenzregion Belgiens, der Niederlande und Deutschlands – der Euregio Maas-Rhein – zu informieren und zu begeistern.
Um den anderen Partnerländern des Einstein Teleskops die Stärken der Grenzregion Belgiens, der Niederlande und Deutschlands besser zu vermitteln, läuft seit dem Frühjahr 2024 ein spezielles Kennenlernprogramm. Länder aus dem sogenannten Board of Governmental Representatives (BGR) des europäischen Forschungsprojekts lernen dabei die Einstein-Teleskop-Pläne in der Grenzregion kennen, die in Europa als Euregio Maas-Rhein (EMR) bekannt ist.
Neben Belgien, Deutschland und den Niederlanden gehören derzeit auch Italien, Spanien, Frankreich, Polen, Österreich und das Vereinigte Königreich zu den Mitgliedern des Board of Governmental Representatives. Diese Gruppe wird in der kommenden Zeit voraussichtlich noch wachsen.
Im Rahmen des Kennenlernprogramms wurden in diesem Frühjahr Besuche von Botschaftern, technischen Attachés und hohen Beamten aus Frankreich, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich organisiert. Darüber hinaus war das Einstein Teleskop auf der Hannover Messe vertreten, Europas führender Technologiemesse.
Neugierig
Laurent Ghys vom belgischen Büro für Wissenschaftspolitik Belspo erläutert, wie die Kennenlerngespräche die Chancen der Grenzregion verbessern. „Auch wenn wir uns formell noch in der Sondierungsphase befinden, ist es wichtig, dass wir uns den Partnerländern jetzt präsentieren“, so Ghys.
Die Partnerländer sind zum Beispiel neugierig auf den Zeitplan der Euregio Maas-Rhein und auf den Fortschritt der Machbarkeitsstudien. Diese decken ein breites Spektrum von Themen ab, von der geologischen Forschung, um den stabilsten Untergrund zu finden, bis hin zur technischen Forschung und Entwicklung sowie der Suche nach qualifizierten Unternehmen, die die Spitzentechnologie für das Einstein Teleskop liefern können.
Auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit sei wichtig, so Ghys: „Da wir uns hier mit drei Ländern als Standort bewerben, müssen wir uns frühzeitig Gedanken darüber machen, wie wir zusammenarbeiten wollen. Für die Politikerinnen und Politiker ist die Governance der künftigen Organisation sehr wichtig: Welche Erwartungen werden daran geknüpft?“
Trümpfe
Um das Jahr 2026 herum werden die im Board of Governmental Representatives vertretenen Länder entscheiden, wo das Einstein Teleskop stehen wird. Indem sie sie bereits jetzt einbeziehen, hoffen Ghys und seine Kolleginnen und Kollegen, ihnen die Informationen zu geben, die sie für ihre Entscheidung benötigen.
Ghys: „Wir erhalten sehr praktische Fragen: Wann werden die Machbarkeitsstudien vorliegen? Wann soll der Standort ausgewählt werden? Wann wird mit dem Bau begonnen? Außerdem wollen sie wissen, wie wir uns innerhalb der EMR organisieren und welche Möglichkeiten der Zusammenarbeit es mit unseren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Unternehmen gibt.“
Bei den Kennenlerngesprächen herrscht große Begeisterung, stellt Ghys fest. Das überrascht nicht, schließlich ist das Einstein Teleskop ein Schlüsselprojekt auf der europäischen ESFRI-Roadmap für wichtige wissenschaftliche Infrastrukturen in Europa.
Partnerschaft
Alle freuen sich auf das Einstein Teleskop. Ob es auch in der Euregio Maas-Rhein gebaut wird, hängt nach Ansicht von Ghys von der Qualität der Bewerbung der EMR ab. Wenn die anderen am Einstein Teleskop beteiligten Länder jetzt in die Vorbereitungen der EMR einbezogen werden, steigen die Chancen noch weiter.
„Wir haben bereits gute Karten: Von Natur aus sind wir sehr international und wir befinden uns in einer leicht zugänglichen Region mit einem einzigartig geeigneten Boden, starken Wissenseinrichtungen, Ausbildungsmöglichkeiten und Unternehmen. Diese Voraussetzungen sind gut, aber wir werden das Einstein Teleskop nur dann bekommen, wenn Europa hinter unserer Kandidatur steht. Daran arbeiten wir mit Hochdruck.“