„Eine neue Ära wissenschaftlicher Exzellenz“
Das Einstein-Teleskop wird neben dem ETpathfinder ein zweites Testgelände in der Euroregio Maas-Rhein haben: ET-CRISTAL (Einstein Telescope CRyogenics and Inertial STAbility Lab). Bei der Einweihung des Baubeginns im CSL (Centre Spatial de Liège) am 22. Oktober 2024 betonte Anne-Sophie Nyssen, Rektorin der Universität Lüttich (ULiège), die zentrale Rolle ihrer Einrichtung bei der Bewerbung um dieses Teleskop der neuen Generation. Für sie ist die Universität Lüttich einer der Hauptakteure, aber der Erfolg dieser Initiative hängt von einer engen internationalen Zusammenarbeit ab. „Dieses Projekt geht weit über die Grenzen Walloniens und Belgiens hinaus“, sagte Nyssen und betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit mit Partnern in Flandern, den Niederlanden, Deutschland und ganz Europa.
Der potenzielle Standort des Einstein-Teleskops (ET) in der Euregio Maas-Rhein (EMR) stellt nicht nur für Wallonien, sondern für ganz Europa eine einzigartige Chance dar. Dieses ehrgeizige Projekt, das sich darum bemüht, eines der weltweiten Zentren für die Erforschung von Gravitationswellen zu werden, könnte die Region zu einem führenden wissenschaftlichen Knotenpunkt machen, der dem CERN für Teilchenphysik ebenbürtig ist.
Die Universität Lüttich ist seit über fünf Jahren eine treibende Kraft bei der Entwicklung dieses Projekts. Dank ihrer geografischen Nähe zum potenziellen Standort des Teleskops spielt die Universität eine wichtige Rolle bei der Vorbereitung und Einrichtung der erforderlichen Infrastruktur. Wie die Rektorin betonte, kann das Projekt jedoch nur gelingen, wenn es von einer internationalen Dynamik getragen wird. „Belgien muss sich mit den Niederlanden, Deutschland und anderen europäischen Ländern zusammenschließen. Innerhalb Belgiens selbst ist es unerlässlich, regionale Spaltungen zu überwinden, um solch ehrgeizige Projekte durchzuführen“, fügte sie hinzu.
Internationale Auswirkungen für Wissenschaft und Wirtschaft
Anne-Sophie Nyssen sieht in der Einrichtung des Einstein-Teleskops einen bedeutenden wissenschaftlichen Fortschritt und einen erheblichen wirtschaftlichen Hebel für die gesamte EMR und Europa. ‚Wissenschaft und Wirtschaft müssen Hand in Hand gehen. Die Geheimnisse des Universums zu entschlüsseln, ist ein Traum, den wir mit unseren europäischen und internationalen Partnern verwirklichen können‘, sagte sie. Sie zog Parallelen zu anderen bedeutenden wissenschaftlichen Plattformen wie dem GIGA oder der ozeanografischen Station STARESO, die sozioökonomische und wissenschaftliche Spin-offs für ihre Gastregionen hervorgebracht haben.
Die potenziellen Auswirkungen des Einstein-Teleskops beschränken sich nicht nur auf astrophysikalische Entdeckungen. Der Bau und die Entwicklung der Plattform werden technologische Fortschritte in einer Vielzahl von Bereichen erfordern, darunter Materialien, Bohrtechniken und Zirkularität. Für die Rektorin stellt dies eine einzigartige Gelegenheit dar, die Forschung in der gesamten EMR-Region anzukurbeln und sie für Forscher und Studenten aus aller Welt noch attraktiver zu machen. „In 60 Jahren, wenn das ET schon lange in Betrieb ist, wird sich die gesamte EMR zu einem internationalen Anziehungspunkt entwickelt haben“, erklärte sie.
ET-CRISTAL: Ein europäischer Aktivposten für das Einstein-Teleskop-Projekt
Das ET-CRISTAL-Labor, das am CSL eingeweiht wurde, verkörpert das Engagement von ULiège und Wallonien, die Entwicklung des Einstein-Teleskops zu unterstützen. Dieses mit 3,75 Millionen Euro finanzierte Labor widmet sich der Erforschung der Kryotechnik und der Trägheitsstabilität, die für den Erfolg des Teleskops unerlässlich sind. Die neuen Einrichtungen, die 2026 in Betrieb genommen werden sollen, werden die Kapazität der Reinräume und Lagerräume am CSL verdoppeln und eine optimale Umgebung für Forschung und Entwicklung im Zusammenhang mit dem ET-Projekt bieten.
Die Rektorin begrüßte die politische Unterstützung, die bei der Eröffnungsveranstaltung von den Ministern Jeholet und Dolimont zum Ausdruck gebracht wurde und das starke Engagement der wallonischen Regierung verdeutlicht. „Diese politische Unterstützung ist von entscheidender Bedeutung, wenn das Projekt in der Lage sein soll, die für seinen Erfolg auf europäischer Ebene erforderlichen Anstrengungen zu bündeln“, sagte sie. Für sie ist das Einstein-Teleskop das Versprechen einer neuen Ära der „Big Science“ in der MRE, mit bedeutenden langfristigen Vorteilen für Forschung und Wirtschaft, sowohl regional als auch international.
Auf dem Weg zu einer Forschungsrevolution in der Euregio Maas-Rhein und in Europa
ULiège hofft, dass die mögliche Einrichtung des Einstein-Teleskops in der EMR in enger Zusammenarbeit mit seinen europäischen Partnern den Beginn einer neuen Ära wissenschaftlicher Exzellenz markieren wird. Anne-Sophie Nyssen erläuterte ihre Vision eines grenzüberschreitenden Projekts, das die internationale Zusammenarbeit stärken und technologische Innovationen in großem Maßstab anregen kann. „Die Stärke dieses Projekts liegt in seinem kooperativen und internationalen Charakter. Es ist nicht nur eine wallonische oder belgische Initiative, sondern ein Projekt für ganz Europa“, schloss sie.
Mit Erfolgsgeschichten aus der Vergangenheit wie der vor 60 Jahren gegründeten CSL hoffen ULiège und seine Partner, dass das Einstein-Teleskop der nächste große Meilenstein in einer Tradition von Innovation, Zusammenarbeit und wissenschaftlicher Führung sein wird. Mit der Unterstützung der internationalen Gemeinschaft und lokaler Interessengruppen könnte das EMR zu einem Weltzentrum für Gravitationswellenforschung werden und die wissenschaftliche und wirtschaftliche Attraktivität der gesamten Region steigern.
Von: Arnaud Stiepen