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Digitale Karte der Landschaft

Wo in der Euregio Maas-Rhein kann und darf das Einstein Teleskop gebaut werden? Landschaftsarchitekt Mike Tomassen von HeusschenCopier Landschapskracht kartierte die bereits bestehenden Nutzungen und Maßnahmen der Landschaft im Suchgebiet des Einstein Teleskops. 

Mike Tomassen (Jonathan Vos Photography)
Mike Tomassen (Jonathan Vos Photography)
Erzählen Sie uns etwas über sich?

„Mein ganzes Leben lang war ich vom Raum um uns herum fasziniert, von den Landschaften, in denen wir leben, und von der Frage, wie und warum sie so angeordnet sind. Deshalb sind mein finnischer Partner und ich auch nach Südlimburg gezogen. Die Landschaft hier ist einzigartig, wir sind viel in der Natur unterwegs. Unter anderem aufgrund meiner Arbeit am Landschaftspark Grenzeloos Bocagelandschap und am Einstein Teleskop weiß ich jetzt alles darüber. Aber auch die verschiedene Lebensumfelder und Kulturen, die hier zusammenkommen, sind reizvoll.“

Welchen Beitrag leisteten Sie für das Einstein Teleskop?

„Mit HeusschenCopier Landschapskracht haben wir eine digitale Karte aller oberirdischen Gebietseinteilungen im Suchgebiet erstellt. All diese Informationen werden im GIS, einem geografischen Informationssystem, zusammengeführt. Kurz gesagt, handelt es sich um eine digitale Karte des Gebiets, die alle räumlichen Informationen enthält. Wenn man z. B. auf ein Grundstück klickt, sieht man die entsprechende Funktion und Vorschriften. Sie können sofort sehen, ob es sich um ein Wassereinzugsgebiet, ein Überschwemmungsgebiet, ein Natura-2000-Gebiet oder ein Kulturerbe handelt. Und zwar für die gesamte Grenzregion zwischen Belgien, Deutschland und den Niederlanden.“

Wie gestaltete sich dieser Prozess?

„Das war eine ziemliche Arbeit, denn man kann nicht einfach alle Informationen aus dem Internet holen. Wir haben daher begonnen, mit allen möglichen Behörden in den drei Ländern zu sprechen, von der Stadt Aachen oder der deutschsprachigen Gemeinschaft in Wallonien bis zur niederländischen Provinz Limburg und anderen. Wir stehen auch in ständigem Dialog mit ihnen, um unser Modell auf dem neuesten Stand zu halten.“

„Darüber hinaus stießen wir natürlich auf weitere Herausforderungen. Die Niederlande beispielsweise messen die Höhen in Bezug auf den Neuen Amsterdamer Pegel (Nieuw Amsterdams Peil). Belgien verwendet den Zweiten Allgemeinen Wasserstand (Tweede Algemene Waterpassing), der 2,33 Meter niedriger liegt. Das stellte bei der Zusammenführung der Höhenkarten eine weitere Herausforderung für den Kollegen von TNO dar.“

Wozu dient Ihre Karte?

„Den richtigen Standort für das Einstein Teleskop zu finden, ist ebenso eine Frage der oberirdischen (landschaftlichen) Merkmale und Vorschriften wie der unterirdischen Geologie. Man kann damit super viel machen – analysieren, Vorschriften vergleichen, inventarisieren und sich einen Überblick verschaffen. Auch der Geologe Geert-Jan Vis speichert seine unterirdischen Messdaten in einem GIS-Modell, sodass wir sie zusammenführen können. So kartieren wir alle Merkmale des Suchgebiets.“

„Den richtigen Standort für das Einstein Teleskop zu finden, ist ebenso eine Frage der oberirdischen Landschaft wie der unterirdischen Geologie.“

Mike Tomassen
Können Sie uns ein Beispiel dafür nennen?

„Durch unsere Bestandsaufnahme wissen wir, welche Vorschriften in den verschiedenen Ländern für die einzelnen Grundstücke gelten. Einige gelten national, andere sind grenzüberschreitend. Nehmen Sie zum Beispiel diesen Hang bei Camerig: Er ist Natura-2000-Gebiet, Teil des Natuurnetwerk Nederland und ein geschützter Denkmalbereich. Unsere Bestandsaufnahme zeigt, welche Lebensraumtypen zu berücksichtigen sind. Daraus wird ersichtlich, welche möglichen Einschränkungen es gibt, wenn man hier etwas unternehmen will. Aber auch die Pläne für Windkraftanlagen im Grenzgebiet sind ein Beispiel für Lärmquellen im Untergrund: Wie ist der Stand der Dinge, und wo wird der Ausbau von Windparks angestrebt?“

Und gibt es noch Platz für das Einstein Teleskop?
Gelaagde digitale kaart van het zoekgebied. (Mike Tomassen / HeusschenCopier Landschapskracht)
Die mehrschichtige GIS-Karte des Such- und Schutzbereichs für das Einstein Teleskop. (Mike Tomassen / HeusschenCopier Landschapskracht)

„In dieser Grenzregion gibt es viele Naturschutzgebiete, das ist sicher. Aber das ist natürlich auch der Grund, warum sie für das Einstein Teleskop so interessant ist: Es ist sehr ruhig hier. Wir haben jetzt eine erste Bestandsaufnahme gemacht, die in Zukunft durch andere oberirdische Studien noch detaillierter werden soll. Dann werden wir wissen, welche Bereiche nicht oder weniger in Frage kommen und wo sich wiederum Möglichkeiten oder Chancen bieten. Schon jetzt können wir Bodenforschende beraten, was sie bei ihren Bohrungen beachten müssen.“

Was wünschen Sie sich abschließend für das Einstein Teleskop?

„Mein persönlicher Wunsch ist, dass wir mit dem Einstein Teleskop über der Erde genauso fortschrittlich und innovativ sein werden wie die geologischen Studien und Messgeräte, die unter der Erde entstehen werden. Auf diese Weise können wir zum Beispiel den Zusammenhang zwischen Oberfläche und Untergrund, der in dieser Landschaft noch vorhanden ist und sie so einzigartig macht, tatsächlich in den Blick nehmen. Wenn wir das schaffen, dann bin ich fest davon überzeugt, dass das Einstein Teleskop auch für unser Lebensumfeld einen Mehrwert bringen kann.“

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