„Dieses Projekt wird Maßstäbe setzen“
Wo ist der beste Standort und welche Technik eignet sich am besten für den Bau der unterirdischen Anlage für das Einstein-Teleskop? Vom 9. bis 15. Mai 2025 stellte unsere Bauingenieurin Patricia Lamas (Amberg Engineering) ihren Kollegen auf dem Weltkongress für Tunnelbau in Stockholm die komplexen Arbeiten zur Planung des optimalen Tunnelkomplexes für das Einstein-Teleskop vor.
Auf dem World Tunnel Congress 2025 im schwedischen Stockholm sind komplexe unterirdische Projekte nichts Ungewöhnliches. Aber selbst hier sticht das Einstein-Teleskop hervor, sagt Bauingenieurin Patricia Lamas (Amberg Engineering). Als stellvertretende Leiterin des EMC2-Konsortiums hilft sie bei der Koordination der komplexen Machbarkeitsstudie für die unterirdische Anlage in der Euregio Maas-Rhein.
Technische Herausforderung mit gesellschaftlicher Wirkung
Die geeignetsten Gesteinsschichten für die Anlage finden, die richtige Art des Zugangs festlegen, die Wasserableitung regeln und Beratung zu den Bautechniken für die großen unterirdischen Kavernen des Einstein-Teleskops leisten: Patricia Lamas und ihre Kollegen im EMC2-Konsortium haben alle Hände voll zu tun.
Die Zusammenarbeit zwischen Amberg Engineering, TEC, der Lombardi Group und Tractebel baut auf den geologischen Untersuchungen auf, die 2024 durchgeführt wurden. Das Konsortium muss nicht nur die stabilsten Standorte für den Bau der unterirdischen Kavernen, Nebenräume und Tunnel ermitteln, sondern auch sicherstellen, dass die fertige Anlage die empfindlichsten wissenschaftlichen Geräte der Welt beherbergen kann.
„Allein die technische Seite des Projekts ist überwältigend“, erklärt die Spanierin Patricia Lamas. Die Bauingenieurin von der Universidad Politécnica de Madrid ist Expertin für komplexe Tunnelprojekte in ganz Europa, wie beispielsweise die Erweiterung der Pariser Metro um den Grand Paris Express. Sowohl dort als auch beim Einstein-Teleskop hat sie technische und gesellschaftliche Aspekte miteinander verbunden.
„Ein Projekt dieser Größenordnung zieht automatisch viele verschiedene Gruppen an und hat Auswirkungen auf sie, von Regierungen über Umweltorganisationen bis hin zu Anwohnern. Um erfolgreich zu sein, muss man die menschliche Seite des Projekts genau im Auge behalten.“
Optimales Szenario
Erfolg bedeutet in diesem Fall, die bestmöglichen Eckgrundstücke und Tunnelverläufe für das unterirdische Observatorium des Einstein-Teleskops zu finden und dabei eine Vielzahl technischer und gesellschaftlicher Anforderungen zu erfüllen. „Aus technischer Sicht bedeuten vollkommen ebene Tunnel ohne Gefälle, dass wir eine andere Lösung für die Wasserableitung finden müssen. Aus Rücksicht auf die Anwohner oder ein Naturschutzgebiet könnte eine Lösung mit einem geneigten Zugangstunnel über einem geraden Schacht in Betracht kommen. Und natürlich müssen wir das Budget im Auge behalten. Nur mit einer genauen Bestandsaufnahme kann man all das im Voraus planen.“
Wie behalten Sie den Überblick über all diese Einschränkungen? Bis 2025 erstellen Lamas und ihre Kollegen eine detaillierte Übersicht über alle Anforderungen an die Anlage. „In diesem Jahr legen wir eine begrenzte Anzahl möglicher Szenarien fest, die sicherstellen, dass die Anlage auf realisierbare Weise gebaut werden kann und die wissenschaftlichen Anforderungen für eine optimale Leistung erfüllt.“
Nach Fertigstellung werden die vorgeschlagenen Szenarien anhand aller technischen und sonstigen Einschränkungen überprüft. Die beste Option wird noch weiter detailliert ausgearbeitet, damit das Bidbook für die Euregio Maas-Rhein die bestmöglichen Argumente für die Wahl als Standort für das Einstein-Teleskop, einschließlich der unterirdischen Anlagen von Weltklasse, enthält. Lamas: „Können wir die Grenzen der Technologie erweitern, unseren ökologischen Fußabdruck begrenzen und unsere Technik durch bahnbrechende Innovationen verbessern? Wenn wir alles richtig machen, wird das Einstein-Teleskop ein Maßstab für zukünftige Projekte sein.“
