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Zur gleichen Zeit …

Ein Megaprojekt wie das Einstein Teleskop umfasst logischerweise eine Vielzahl von Themen. Und das gilt auch für die Kommunikation über dieses Teleskop. Über Wissenschaft, über Innovation, Valorisierung und wirtschaftliche Möglichkeiten, über die Umgebung, über Politik und Verwaltung, über Partizipation, über junge Menschen und ihre Zukunft, über die Vorbereitungen für unser Bid Book. Um nur einige Themen zu nennen. Inzwischen wurde sogar einen Roman veröffentlicht, dessen Leitmotiv das Einstein Teleskop ist.

Wenn man für die Kommunikation eines solchen Projekts verantwortlich ist, interessiert es einen, wie die Medien darüber berichten und was Stakeholder, Fans oder kritische Follower in den sozialen Medien dazu posten. In unserem Fall hauptsächlich über LinkedIn.

Deshalb nehme ich Sie kurz mit zurück zum Freitag, dem 7. November. Mehr als tausend Schulkinder beobachteten beim Reitparcours Jumping Indoor Maastricht im MECC in Maastricht nicht nur die Pferde. Sie erkundeten das Universum schon einmal durch eine VR-Brille, so wie wir es bald durch unser Teleskop „in Wirklichkeit“ tun werden. Die Springpferde waren faszinierend, aber der Blick in die Zukunft – vielleicht ihre Zukunft – war eigentlich noch spannender.

Kaum einen Kilometer entfernt, im Gouvernement, dem Provinzhaus der niederländischen Provinz Limburg, verabschiedete das Limburger Parlament zur gleichen Zeit einen Antrag. Mit einer deutlichen Mehrheit beschloss die Politik, zusätzliche zehn Millionen Euro für das Einstein Teleskop bereitzustellen. Nicht um Wissenschaftler:innen glücklich zu machen, sondern aus der Zuversicht heraus, dass unser Teleskop bald die Wirtschaft und damit die Gesellschaft stärken wird. 

Die weitaus größte Medienaufmerksamkeit erhielt – zur gleichen Zeit – der Start der flämischen Roadshow in Hasselt. Ziel: Schüler:innen mit dem Einstein Teleskop vertraut machen und ihr Interesse an einem natur- oder ingenieurwissenschaftlichen Studium wecken. Diese Einstein-Karawane wird in der kommenden Zeit durch die Universitäten in Flandern ziehen. Die Premiere fand in der Universität Hasselt statt. Ministerpräsident Diependaele gab dort den Startschuss für eine beeindruckende Flandern-Rundfahrt.

Ich selbst erzählte an diesem Nachmittag den Sprecher:innen der niederländischen Kommissare des Königs unsere Geschichte des Einstein Teleskops. Sie interessierten sich sehr für die Wellen des Universums, aber sie wollten auch wissen, ob wir auch auf Gegenwind stoßen. Deshalb berichtete ich von der öffentlichen Sitzung Anfang der Woche in der wallonischen Stadt Welkenraedt. Mit ausführlichen Präsentationen der französischsprachigen Kolleg:innen aus Wallonien. Dennoch konnte unsere Geschichte nicht alle Besucher:innen überzeugen, wie sie im Anschluss deutlich machten. Sie hatten noch Fragen, viele Fragen. Insbesondere darüber, was eine Bauzeit des Einstein Teleskops für die unmittelbare Umgebung bedeuten würde. Ihre Umgebung. Warum hatten sie so wenig darüber gehört? Ob wir wohl etwas zu verbergen hatten?

Team Einstein Telescope 2023 (Jonathan Vos Photography)
Henk Schroen (foto Jonathan Vos Photography)

Ich versuchte zu erklären, dass wir erst einmal wissen müssen, wo wir das unterirdische Dreieck bauen wollen, um dann die Auswirkungen dieser Bauzeit und den Standort genauer abschätzen zu können. Ich berichtete auch, dass wir hoffen und eigentlich davon ausgehen, dass wir bald viele Transporte mit der Bahn statt nur mit dem LKW durchführen können. Für eine nachhaltigere Logistik und weniger Unannehmlichkeiten.

Eine Dame aus der Gruppe sah mich durchdringend an. Ihre Botschaft war klar: Sie glaubt nur, was sie sieht. Vor Jahren habe man ihr bei einem anderen Projekt alles Mögliche versprochen, gab sie an. Damals ging es um den Bau der Strecke für den Hochgeschwindigkeitszug TGV zwischen Lüttich und Aachen. Anstatt keinerlei Beeinträchtigung hatten in Wirklichkeit große Sandberge lange Zeit ihre Aussicht versperrt. Und viele Straßen, die damals durch das Dorf führten, wären eher für eine Weltmeisterschaft im Schlammballett als für einen reibungslosen Verkehrsfluss geeignet gewesen. So etwas möchte diese Frau nie wieder erleben.

Ich musste an sie denken, als ich am Samstagmorgen durch die tägliche Medienübersicht scrollte. Schöne Berichte über den vergangenen Freitag. Doch die Aussage der Dame in Welkenraedt trübte mein Wochenende ein wenig. 

Natürlich bin ich sehr davon überzeugt, dass das Einstein Teleskop unzählige Chancen für Wissenschaft, Innovation, Wirtschaft und damit auch für die Menschen in der Euregio Maas-Rhein und weit darüber hinaus bietet. Gleichzeitig ist mir klar, dass die Durchführbarkeit des Projekts auch von unserer Antwort auf Fragen wie die dieser Dame in Welkenraedt abhängt.

Henk Schroen ist selbstständiger Berater für Kommunikation und Medien. Vor diesem Hintergrund arbeitet er seit mehr als drei Jahren als Kommunikationsmanager für das Projektbüro Einstein Telescope EMR. Zuvor war Henk im Bildungswesen, viele Jahre im Tageszeitungsjournalismus und als Kommunikationsmanager bei der Polizei und der Provinz Limburg (NL) tätig.

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