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„Verhindern dass wir uns in unserer eigenen Bubble verlieren“

„Baut das Ding auf Sardinien!“ Im Februar organisierten wir Treffen für Anwohnende des belgischen und niederländischen Suchgebiets für das Einstein Teleskop. Die Begeisterung war groß, wie sich aber herausstellte, sind nicht alle komplett überzeugt.

Als ich vor eineinhalb Jahren als Kommunikationsberaterin für das Einstein Teleskop anfing, war mein Wissen über dieses Projekt begrenzt. Ich hatte etwas darüber in der Zeitung gelesen, ansonsten war das Thema für mich bis dahin allerdings eher nebensächlich. Obwohl ich immer noch nicht erklären kann, wie Schwarze Löcher genau entstehen, kenne ich mich inzwischen ziemlich gut in der Welt der Gravitationswellen aus. An dieser Aufgabe reizt mich, dass ich dazu beitragen kann, den Menschen ein so abstraktes wissenschaftliches Projekt wie das Einstein Teleskop näherzubringen. Meine Kommunikationskolleginnen und -kollegen und ich zeigen auf verständliche und zugängliche Weise, wo die Chancen für die Wissenschaft, die Unternehmen, das Bildungswesen und die Bevölkerung liegen. Auf unserer Website, in unserem Newsletter und in den sozialen Medien veröffentlichen wir aktuelle Nachrichten, Hintergrundberichte und Interviews. Dabei sind wir positiv gestimmt, aber auch realistisch in Bezug auf alle Unwägbarkeiten, die bis zum Abschluss der Machbarkeitsstudie verbleiben.

Im Allgemeinen begrüßen die Menschen technische und wissenschaftliche Entwicklungen, doch sobald in ihrer Nachbarschaft gebohrt oder gebaut wird, sehen sie dies wahrscheinlich etwas anders. Dann sind Gespräche und ein offenes Ohr notwendig. Deshalb reiste das Projektbüro von Gemeindezentrum zu Gemeindezentrum, um die Anwohnenden über die Bohrstellen zu informieren, ihre Fragen zu beantworten und ihre Einschätzung zu erfahren. Egal, wie gut man sich auf so ein Treffen vorbereitet – der Verlauf eines solchen Abends ist immer wieder spannend. Es gehört zu meiner Aufgabe, mich in die Lage der verschiedenen Zielgruppen zu versetzen. Deshalb habe ich mit 90 Prozent der gestellten Fragen und Kommentare gerechnet. Eine schöne Bestätigung, dass wir die richtigen Dinge kommunizieren. Aber genau in diesen verbleibenden 10 Prozent liegt die Überraschung. Diese Fragen regen zum Nachdenken an, halten uns auf Trab und verhindern, dass wir uns in unserer eigenen Bubble verlieren.

Wenn man täglich von leidenschaftlichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern umgeben ist, die beim Thema Einstein Teleskop funkelnde Augen bekommen, ist es sinnvoll, seine Aufmerksamkeit bewusst auch der anderen Seite zu schenken. Deshalb danke ich den mehr als 700 Menschen, die sich die Mühe gemacht haben, an unserem Informationsabend teilzunehmen. Dank ihnen führen wir andere Gespräche, suchen wir weiter nach besseren Lösungen und verbessern wir unser Bidbook stets. Glücklicherweise gab es auch viele Anwohnende, die vor allem die Chancen für ihre geliebte Landschaft oder für ihre Kinder und Enkelkinder erkennen. Die geäußerten Bedenken und Ratschläge nehmen wir mit. Denn eines ist klar: Nur gemeinsam können wir dieses einzigartige Projekt realisieren. Der Schlüssel zum Erfolg liegt im Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.

—Dewi Andoetoe

Dewi Andoetoe arbeitet als unabhängige Kommunikationsberaterin für das Projektbüro Einstein Teleskop – Euregio Maas-Rhein und lebt in Maastricht.

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