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Hydrogeologische Forschung zum Schutz unserer Wasserressourcen

Philippe Orban, Bergbauingenieur und Geologe an der Universität Lüttich, führt grundlegende Untersuchungen über die Auswirkungen des Projekts Einstein Teleskop auf Wasserressourcen durch. Die Studien zielen darauf ab, die negativen Auswirkungen der Bauarbeiten auf Grund- und Oberflächenwasser zu minimieren und gleichzeitig die Nutzung der Wasserressourcen zu optimieren.

Doppelte Auswirkung

„Der Bau des Tunnels, in dem sich das Einstein Teleskop befinden wird, erfordert eine effektive Entwässerung, um das Eindringen von Grundwasser in die Infrastruktur zu verhindern. Gleichzeitig kann sich der Pegel des Grundwassers durch Baumaßnahmen verändern. Insbesondere ein erheblicher Rückgang des Grundwasserspiegels könnte den Durchfluss der lokalen Flüsse verringern, vor allem in Dürreperioden. Das würde die Ökosysteme beeinträchtigen, und das wollen wir natürlich vermeiden“, sagt Orban.

Die Studie deckt die gesamte Euregio ab und steht für eine effektive internationale Zusammenarbeit. „Die Studien werden in Zusammenarbeit mit Forschenden aus Deutschland, den Niederlanden und Belgien durchgeführt. Wir überbrücken nicht nur Verwaltungsgrenzen, sondern auch natürliche geologische Grenzen. Das spiegelt die grenzüberschreitende Dimension des Projekts wider.“

Phasen der Forschung

Die Studie zur Quantifizierung der Auswirkungen ist in mehrere Phasen unterteilt. Orban: „Zuerst wird die Region geologisch gut dokumentiert, was eine erste Bewertung der Eigenschaften des Untergrunds, insbesondere der Durchlässigkeit, ermöglicht. Anschließend erheben wir zusätzliche Daten zur weiteren Charakterisierung des Untergrunds. Zu diesem Zweck wurden Bohrungen durchgeführt, die unsere Kenntnisse über die Durchlässigkeit des Bodens und insbesondere über den Grundwasserspiegel erweitert haben.“

Der nächste Schritt ist die Schaffung eines regionalen Verwaltungstools, von dem eine erste Version im Rahmen des Interreg-Projekts E-TEST entwickelt worden ist. „Dieses Instrument, in das alle gesammelten Informationen einfließen, kann Grundwasserströme auf regionaler Ebene modellieren und die gegenseitige Beeinflussung von Grundwasser und Tunnel vorhersagen. Auf der Grundlage dieses Instruments werden in der letzten Phase detaillierte lokale Modelle erstellt. Diese Modelle sind nützlich, um spezifische Auswirkungen zu antizipieren und geeignete Lösungen vorzuschlagen.“

Regionales hydrogeologisches 3D-Modell – entwickelt, um die Auswirkungen der Infrastruktur des Einstein Teleskops auf das Grundwasser zu untersuchen

Lokale Auswirkungen

„Die ersten Ergebnisse helfen uns, die möglichen Auswirkungen des Tunnels auf das Grundwasser zu verstehen und Bauverfahren zu entwickeln, die diese Auswirkungen minimieren. Die Entwässerung soll also auf das unbedingt Notwendige beschränkt werden. Wir untersuchen auch, wie das abgeleitete Wasser verwendet werden kann, zum Beispiel zur Vorbereitung des Betons während des Baus oder zur Bewässerung und Verteilung von Trinkwasser während des Tunnelbaus. Eines der Ziele ist es also, eine mögliche Auswirkung des Projekts Einstein Teleskop in eine Stärke für die gesamte lokale Bevölkerung zu verwandeln.“

Chancen für die Zukunft … und die Gegenwart!

„Das Einstein Teleskop ist eine große Chance für die Region und für die Wissenschaft“, sagt Orban. „Das Hauptziel der Studien besteht darin, den bestmöglichen Standort zu wählen und gleichzeitig die Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren. Die hier entwickelten Werkzeuge können auch an anderen Orten eingesetzt werden und ermöglichen ein besseres Verständnis des Untergrunds. Die gewonnenen Erkenntnisse können auch anderswo in Europa angewandt werden, zum Beispiel bei der Entwicklung der Geothermie, was einen direkten und unmittelbaren Mehrwert schafft, lange bevor das Teleskop gebaut wird.“

Fotos: Jonathan Vos

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